
Der Gärtner
Wie entsteht ein Gärtner ?
Er wird weder aus Samen noch einem Trieb, einer Knolle oder einem Ableger geboren,
sondern durch Erfahrung, die Umgebung und die Naturbedingungen.
Kleine Kinder haben vielleicht ein eher feindseliges Verhältnis zum Garten:
sie dürfen nicht auf die Beete trampeln und kein unreifes Obst pflücken.
Junge Männer verschenken Blumen, ohne zu wissen, daß eine Blüte etwas ist,
was man anbindet, beschneidet, düngt und von Unkraut, Mehltau und Blattläusen befreit.
Es ist schon eine gewisse Reife vonnöten,
und natürlich muß man einen eigenen Garten haben.
Man lässt ihn heutzutage gewöhnlich von einem Berufsgärtner anlegen,
geht nach getaner Arbeit in den Garten und freut sich über die Blumen
und lauscht dem Zwitschern der Vögel.
Bis man eines Tages selbst mit eigener Hand eine Blume einsetzt.
Dabei dringt z.B. durch einen kleinen Riß in der Haut oder sonst irgendwie
etwas Erde in den Körper und verursacht eine Vergiftung oder Entzündung.
Der Mensch bekommt das GARTENFIEBER.
Ein andermal entsteht ein Gärtner durch Anstecken seitens der Nachbarn.
Er sieht vielleicht, wie es beim Nachbarn wächst und blüht und denkt sich:
so und noch viel schöner könnte es doch auch in meinem Garten sein.
Von da an verfällt er tiefer und tiefer der neu erwachten Leidenschaft,
die durch Erfolge genährt und durch Mißerfolge aufgepeitscht wird.
Es soll sich nur ja niemand einbilden, echte Gärtnerei sei eine betuliche
und beschauliche Tätigkeit,
eine unstillbare Leidenschaft ist sie.

